Meeting Frau Schmidt
Vor vielen, vielen Jahren begann ich im zarten Alter von 16 Jahren meine Ausbildung und teilte ich mir mein Büro mit meiner 12 Jahre älteren Kollegin Ines, die zur besseren Verdeutlichung unseres Altersunterschieds von unseren männlichen Kollegen den hart-aber-herzlichen Namen „die aal Frau Schmidt“ verpasst bekam, den sie mit Humor zu tragen wusste. Die aal Frau Schmidt und ich verstanden uns ganz hervorragend, wenngleich unsere Interessen bezüglich Freizeitgestaltung altersbedingt ganz unterschiedlich angesiedelt waren. So hibbelte ich bereits donnerstags vor lauter Vorfreude wie ein Brummkreisel auf meinem Bürostühlchen herum, weil für den Abend ein Diskobesuch geplant war und am Wochenende gefühlte 20 „total coole“ Parties anstanden. Montags schleppte ich mich meistens mit total verquollenen Sehschlitzen und dem ein oder anderen Alkohol-Fähnchen übermüdet ins Büro, wo die aal Frau Schmidt schon ausgeschlafen und erholt auf mich wartete. Mein absolutes Unverständnis darüber, das sie ihr kostbares Wochenende bloss mit Essen- und Spazierengehen und ein bisschen Lesen auf dem Balkon verbracht hatte, quittierte sie schmunzelnd mit „Ich bin die aal Frau Schmidt, ich darf datt…komm’ Du mal in mein Alter, Du Küken“ Als ob ich jemals ein Wochenende ohne Disko, Konzerte und Parties verschwenden würde – undenkbar. Die aal Frau Schmidt, die hat doch gar keine Ahnung, hat die. Aber echt mal! Und die ganzen coolen Bands kennt sie auch nicht, gibt’s denn das?

Hin und wieder liess sich die aal Frau Schmidt tatsächlich von mir in diverse „coole“ Diskos schleppen, aber die totale Begeisterung für diese Art der Abendgestaltung blieb bei ihr aus. Angeblich hätte sie das in meinem Alter schon alles erlebt und hätte da jetzt nicht mehr so die Lust drauf. Unglaublich. Da würde ich mich aber lieber gleich begraben lassen, so was.

Trotz dieser unterschiedlichen Auffassung unserer Lebensplanung hatten wir jede Menge Spass, und den haben wir auch heute noch, wenn wir uns in unregelmässigen Abständen auf einen Kaffee in der Stadt oder ein Schwätzchen treffen, und gestern war es dann wieder Zeit für einen Eiscafebesuch mit der aal Frau Schmidt.

Wir albern wie üblich herum und ich erzähle, das bei uns in der Firma die Produktion an Montagen ein einziger Krampf ist, weil unsere Mitarbeiter (alle um die 20) vor lauter Müdigkeit und Restalkohol kaum was auf die Reihe kriegen. Frau Schmidt grinst und rührt in ihrem halbleeren Eisbecher. „Was grinste denn so?“ begehre ich zu wissen. „Och, nix…“

Frau Schmidt erzählt von ihrem Leben, ich von meinem….von den schönen Läufen am Wochenende, ganz früh morgens, von Grillabenden mit meinem Herzblatt, von spannenden Büchern die ich gelesen habe und von Kochrezepten, die ich kürzlich ausprobiert habe. Und das meine Mitarbeiter in der Mittagspause im Radio immer ganz komische Musik hören, die ich überhaupt nicht kenne. Frau Schmidt bricht in Lachen aus. „Was denn?“ „Merkste nix?“ „Na, WAS denn???“ „Mensch, jetzt bist DU die aal Frau Schmidt, wer hätte das gedacht?“ prustet Ines.

Kurzes Nachdenken - Sie hat recht! Und dabei habe ich noch gar nicht erzählt, das ich wochenends meistens um 23.00 Uhr im Bettchen liege, dafür müsste dann wohl erst eine neue Bezeichnung erfunden werden ;)

Herzlichst,
datt aal Frollein Holle

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ridlberg, Samstag, 26. Juli 2008, 22:18
;-) Und das Dir!

Für mich war es mit 14 unvorstellbar, dass es jemals anders sein könnte, als dass ich die Charts von oben nach unten runterbeten und jeden aktuellen Song in den ersten 2 Sekunden erkennen könnte. Es ist anders - ich sach nur Kid Rock.

Tschüss aal Frollein Holle von der aal Frau Ridlberg.

amandajanus, Samstag, 26. Juli 2008, 23:14
ne Anja, das ist kein Frollein Holle mehr, das ist jetzt Frau Holle und morgens um 6.00 uhr werden die betten geschüttelt, dass im ganzen Ghetto schneit.
mandy
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